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31.07.2019

Bedeutende Färinger der Geschichte und Gegenwart 1

Grassodendächer - Tórshavn contrastravel
Historische Häuser in der Altstadt

Nachdem wir einen Blick auf einige der berühmtesten Isländer durch die Jahrhunderte geworfen haben, bekommen nun die Färinger ihre Chance, mit ihren Helden und Heldinnen der Vergangenheit und Gegenwart zu glänzen. In dieser Woche beginnen wir mit einer Reise zurück zu den Anfängen der Besiedlung …

Góðan dag liebe Nordland-Freunde, 

die Färingersaga berichtet von den frühen Anfängen der färöischen Gesellschaft, und auch wenn hier so mancher als großer Erlöser präsentiert wird, ist doch nicht immer alles so schwarz und weiß, wie die alten Aufzeichnungen es darstellen. Weiter geht es im 17. Jahrhundert mit einer international bekannten femme fatale und zwei Färingern, die sich auf ihre ganz eigene Art für die Bewahrung färöischer Kultur und die Unabhängigkeit ihrer Heimatinseln eingesetzt haben …

Grímr Kamban (9. Jahrhundert)

Bekannt als der erste Siedler auf den Färöern, lebte Grímr im 9. Jahrhundert und war vermutlich entweder einer der Wikinger, die zu dieser Zeit in Irland und auf den Hebriden siedelten, oder aber ein norwegischer Christ, der gerade erst von irischen Mönchen bekehrt worden war. Die Färingersaga berichtet, dass er während der Herrschaftszeit des norwegischen Königs Haraldr hárfagri aufbrach und sich auf der Insel Eysturoy (beim heutigen Funningur) ansiedelte, allerdings deuten heutige Erkenntnisse darauf hin, dass dies etwa im Jahr 825 geschah, somit nicht unter Haraldr hárfagri.

Sigmundur Brestisson (961-1005)

Geboren wurde Sigmundur um 961 auf Skúvoy auf den Färöern. Er ist eine der Hauptpersonen der Färingersaga, und obwohl diese nicht als historisch akkurate Darstellung gesehen werden kann, wird dennoch davon ausgegangen, dass er tatsächlich existiert und sein Leben sich ähnlich abgespielt hat. Nachdem sein Vater Brestir ermordet worden war, als Sigmundur noch ein Kind war, verbrachte er einige Jahre in Norwegen und kehrte schließlich 983 mit der Hilfe des norwegischen Königs Hákon Jarl zurück. Einige Jahre später, 997, beauftragte König Ólafur Tryggvason Sigmundur damit, die Färinger zu christianisieren, was dieser zunächst 998 auf dem Althing versuchte, hier allerdings nur knapp mit dem Leben davonkam. Ein Jahr später hatte er dennoch Erfolg, nachdem er den Häuptling Tróndur í Gøtu bedroht und vor die Wahl gestellt hatte, das Christentum anzunehmen oder zu sterben. Wegen dieses Vorgehens und den folgenden Jahrhunderten, die die Färöer unter norwegischer Herrschaft waren, ist Sigmundur bei den Färingern nicht besonders beliebt. Tróndur í Gøtu wird oft als wahrer Held der Geschichte betrachtet, da er für die Unabhängigkeit der Inseln steht.

Turið Torkilsdóttir (960-1047)

Wahrscheinlich um 960 als Tochter von Ragnhild Tóralfsdóttir und Torkil Barfrost in Norwegen geboren, lernte Turið in den 970er Jahren Sigmundur Brestisson kennen und wurde 979 schwanger von ihm – ihre gemeinsame Tochter Tóra wurde kurz danach geboren. Die Hochzeit von Turið und Sigmundur fand allerdings erst um 983 am Hof von Hákon Jarl statt, während Sigmundurs dritten Norwegenbesuchs. Danach zogen beide zusammen auf einen Hof auf Skúvoy, wo sie noch vier Söhne (Tórálvur, Steingrímur, Brandur und Heri) bekamen. Ab 1005, nachdem ihr Mann in Sandvík gestorben war, trug Turið den Beinamen Megineinkja (Häuptlingswitwe).

Beinta Kristina Broberg (1667-1752)

Beinta wurde 1667 in der Hauptstadt Tórshavn als Tochter von dänischen Eltern geboren und war während ihres Lebens drei Mal jeweils mit einem Gemeindepfarrer verheiratet. 1695 heiratete sie Jónas Jónasen, den dänischen Priester der färöischen Nordinseln mit Sitz in Viðareiði. Nur zwei Jahre nach seinem Tod 1700 vermählte sie sich mit Niels Gregersen Aagaard, der ebenfalls aus Dänemark kam und mit ihr zusammen in Miðvágur auf der Insel Vágar lebte. Nachdem Niels wiederum 1706 gestorben war, heiratete sie noch im selben Jahr seinen Nachfolger, Peder Ditlevsen Arhboe, der 1718 seines Amtes enthoben wurde, da es Unstimmigkeiten mit seiner Gemeinde gab. Beinta wurde über die Jahre als femme fatale und teils sogar als Hexe dargestellt, da ihr der Tod ihrer beiden ersten Ehemänner und die vermutete psychische Erkrankung ihres dritten Gatten angelastet wird. Illa Beinta, die „böse Beinta“, lieferte in der Folge Stoff für allerlei lokale Sagen, vor allem aber 1927 für die Novelle Beinta von Hans Andrias Djurhuus und Jørgen-Frantz Jacobsens Verarbeitung der Beinta-Thematik – vermischt mit einer unglücklichen Liebe des Verfassers – im Roman Barbara. Dieser wurde zweimal verfilmt, allerdings hat nur die Filmversion von Nils Malmros, die 1996 ebenfalls unter dem Titel Barbara erschien, Anklang gefunden. Beintas Rolle in all den Geschehnissen, mit denen sie in Verbindung gebracht wurde, lässt sich nicht nachvollziehen, und so wird wohl nie geklärt werden, ob sie wirklich so eine "schadenbringende" Person war – durch Barbara wird sie allerdings immer zu den bekanntesten Färingerinnen gehören.

Poul Poulsen Nolsøe (1766-1809)

1766 auf Nólsoy geboren, war Pouls Traum schon in jungen Jahren, zur See zu fahren. Er erlernte die nötigen navigatorischen Kenntnisse und wurde Kaufmann bei der Handelsgesellschaft Rybergs Handel, mit der die dänische Krone das Handelsmonopol hatte und die zu dieser Zeit auf der Höhe des Erfolgs war. Dennoch konnte Poul seinen Berufswunsch erst nach dem Tod seines Vaters verwirklichen, da dieser sich strikt gegen die Möglichkeit ausgesprochen hatte, dass sein Sohn Seefahrer werden könnte. Zunächst segelte Poul im Auftrag von Rybgers Handel, später wird berichtet, dass er auch unter französischer und englischer Flagge fuhr und schließlich Kapitän für eine amerikanische Handelsgesellschaft war. Auf seinen Reisen soll er es bis Frankreich, Dänemark, die USA, Portugal, Norwegen und auf die westindischen Inseln geschafft haben. Aber nicht nur als Seefahrer und Weltreisender machte Poul den Färöern alle Ehre – nach seiner zweiten Hochzeit ließ er sich als Bauer auf Borðoy nieder und wurde für seine landwirtschaftlichen Erfolge sogar ausgezeichnet. Seine größte Errungenschaft ist jedoch die Entwicklung eines neuen Schiffstyps, mit dem färöische Schiffe erstmals seit dem Mittelalter wieder atlantiktauglich waren. Mit dieser Handlung wollte er nicht nur das Leben der Fischer erleichtern, sondern auch die Unabhängigkeit der Färöer von Dänemarks Monopolhandel fördern. Bis heute ist auch Pouls „Ballade der Vögel“, Fuglakvæði, bekannt und beliebt, bei denen Kritik an den dänischen Kolonialherren in Vogelmetaphern versteckt wurde und der Austernfischer, der Tjaldur, als Symbol für die Färöer und ihre Eigenständigkeit steht. Der Vogel ist noch heute das Nationaltier der Inseln. Poul starb 1809, der Legende nach bei dem Versuch, mit seinem verbesserten färöischen Schoner Royndin Fríða die Färinger mit britischem Getreide zu versorgen und so eine Nahrungsknappheit zu vermeiden. Grund für den Untergang war ein Unwetter, allerdings vermuten einige Färinger hinter dem Tod ihres Helden bis heute eine Verschwörung …

Venceslaus Ulricus Hammershaimb (1819-1909)

Nachdem er 1819 in Sandavágur geboren wurde, verbrachte Venceslaus seine Kindheit im ältesten Teil der Hauptstadt Tórshavn. Zwar war seine Familie väterlicherseits deutsch-dänischer Herkunft, Venceslaus fühlte sich aber dennoch als Färinger und besonders der Sprache seiner Mutter sehr verbunden. So studierte er neben Theologie auch die nordischen Sprachen in Kopenhagen und begann noch vor Abschluss seines Studiums, bei mehreren Aufenthalten in seiner Heimat Aufzeichnungen über die färöische Sprache zu sammeln. Nach seiner Hochzeit mit Elisabeth Christiane Augusta Gad und der Geburt seines ersten Sohnes wurde er Pfarrer in Nes auf Eysturoy. Da der bisherige Pfarrhof in erbärmlichem Zustand war, musste ein Ersatz gebaut werden – seine Frau zeichnete die Entwürfe für das großzügige Gebäude und kümmerte sich auch um die Finanzplanung. Das damals zweitgrößte Haus auf den Färöern ist heute als Gamli Prestagarður á Nesi bekannt und kann als Museum besucht werden. 1846 verfasste Venceslaus eine färöische Orthographie, die mit wenigen Abweichungen bis heute für die Schriftsprache gültig ist, und gab in der Folge auch unter anderem die Färingersaga in neufäröischer Sprache heraus. Seine gesammelten Werke, die sich sowohl mit den Färöern an sich als auch mit der färöischen Sprache befassen, wurden als Færøsk Anthologi herausgegeben. 

Der färöischen Geschichte auf die Spur kommt ihr natürlich am ehesten, wenn ihr euch auf den Weg auf die noch weitestgehend vom Massentourismus verschonte Insel macht. Die Termine für unsere Minigruppen-Reise "Auf alten Pfaden über die Färöer-Inseln" sind nun aktualisiert. Lieber individuell unterwegs? Dann können wir euch gern bei der Ausarbeitung eurer Färöer-Reise helfen. Entweder als Pauschalreise-Angebot mit "Naturerlebnis für Entdecker" oder Bausteine auf Nachfrage. Meldet euch entweder über das Kontaktformular, via E-Mail oder per Telefon. Wir freuen uns auf euch!

Kennt ihr noch weitere bedeutende färöische Persönlichkeiten? Dann hinterlasst uns doch einfach einen Kommentar.

Farvæl liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team

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