Reykjanesviti - Reykjanes
19.03.2021

Island und seine Vulkane - Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes

Fagradalsfjall - Reykjanes Daniel Höhne
Der erste Krater der Vulkanausbruchsserie vom Fagradalsfjall ©Daniel Höhne

Nachdem es auf unserer Lieblingsinsel im Nordatlantik wochenlang unter der Erde gerumpelt und gebebt hat, gibt es seit dem 19. März Gewissheit: auf der Halbinsel Reykjanes spuckt der Vulkan Geldingadalsgós zwischen den Bergen Keilir und Fagradalsfjall nun Lava dort wo sich eines der aktivsten Vulkansysteme Islands befindet. Wir erklären euch, was dort gerade passiert, warum es dort ständig rumpelt, zischt und dampft …

Liebe Island-Freunde,

wer in den letzten Wochen isländische Seiten verfolgt hat oder auf Social Media mit Island verbunden ist, hat mitbekommen, dass die Erde vor allem in der Region Reykjanes spürbar mehrmals am Tag gebebt hat. Seit dem 19. März ist nun ein Vulkanausbruch im vollen Gange. Um euch auf dem Laufenden zu halten, erklären wir euch hier die aktuellen Geschehnisse rund um die Vulkanaktivität auf der Halbinsel Reykjanes.

Vulkanausbruch auf Reykjanes

Seit dem 19. März gegen 21:20 ist nun klar, dass die Lava, die sich in den letzten Tagen zwischen den Bergen Keilir und Fagradalsfjall in einer Spalte gesammelt hatte, sich ihren Weg an die Oberfläche erkämpft hat. Bewohner von Grindavik hatten die Polizei informiert, dass sie einen roten Schein über dieser Region aus ihren Fenstern sehen können.

Seitdem verändert sich das Vulkangebiet ständig. Die erste Ausbruchstelle befindet sich im Geldingadal , weitab bewohnter Siedlungen im Süden der Halbinsel Reykjanes. Anfangs ging man davon aus, dass es sich um einen vergleichsweise kleinen Ausbruch handelt. Mittlerweile haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausgefunden, dass dieser zum Krýsuvík-Vulkansystem gehörende Ausbruch zu einer neuen Ausbruchserie auf der Halbinsel werden könnte.

Diese Annahme verfestigt sich, nachdem ab dem 04. April in relativ regelmäßigen Abständen Richtung Nordosten die Erde an mehreren anderen Stellen aufriss und weitere Krater entstanden. Seitdem hat sich Lava nun von mehreren Seiten ins Geldingadalur und in das Nachbartal Meradalur aus den neuen Kratern ergossen. Zwischenzeitlich waren 8-9 Ausbruchstellen aktiv, die alle zur gleichen Spalte, zum gleichen Vulkan gehörten. Zur Erklärung: In jener Spalte sammelt sich seit einiger Zeit die Magma, die durch Druck an mehreren Stellen an die Oberfläche gebrochen ist. Aktuell sind alle Krater "erloschen", der Krater der sich am 13. April bildete ist nun zum Hauptkrater geworden. Nachdem der Ausbruch über eine lange Zeit sehr stabil und gleichmäßig war, entpuppt sich der jetzige Hauptkrater als Hitzkopf. Denn alle 30 - 60 Minuten entspringt aus diesem eine bis zu 300m hohe Lavafontäne, quasi ein Lavageysir. Der Grund dafür könnte sein, dass es Blockaden in der Spalte gibt und sich das mit mehr Gas angereicherte Magma ihren Weg impulsiv nach oben bahnt.

Das Gebiet wird 24/7 von anwesenden Rettungskräften überwacht, um für die Sicherheit der Menschen zu sorgen und wichtige wissenschaftliche Untersuchungen möglich zu machen. Da Ausbrüche auch ohne jegliche Warnungen überraschend kommen können und man davon ausgehen kann, dass auf der gesamten Spaltenlänge bis zum Berg Keilir die Erde jederzeit aufbrechen kann, sollte sich jeder Besuchende dieser Gefahr bewusst sein und dementsprechend umsichtig mit Informationen und Warnungen umgehen. Diese Warnungen könnt ihr auf den Seiten von Safetravel.is einsehen. 

Das ganze ist super interessant zu beobachten, dies könnt ihr zum Beispiel auf der Seite Live From Iceland im Live-Stream tun. Bisher hat sich die Ausbruchstelle rund um die Vulkane extrem doll verändert. Immer wieder waren in der Zwischenzeit die Kraterwände der entstandenen eingestürzt, haben neue geformt oder sind erloschen. Das Lavafeld ist im Durchschnitt mittlerweile auf eine Höhe von 16m angestiegen. Die Lava hat eine primitive Beschaffenheit, was laut Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vermutlich erklärt, dass diese sich direkt aus dem 15km entfernten Erdmantel auf den Weg nach oben gemacht hat. Dort unten befindet sich quasi eine unbeschränkte Fülle an Magma, weshalb es sein kann, dass der Ausbruch noch eine lange Zeit zu beobachten sein wird. Momentan wird vermutet, dass Island gerade live dabei ist, wie sich durch den Ausbruch ein Schildvulkan bildet. Die Ausbruchstelle war zuvor kein aktiver Krater, sondern hat sich erst durch die Ausbruchstelle gebildet. 

Bei dem Ausbruch und der Ausweitung der Lava wurde das Grab des nordischen Siedlers Ísólfur frá Ísólfsstöðum verschüttet. Wissenschaftler hatten noch versucht, Informationen zu sammeln, bevor die Lava über die Ruhestätte des vor 1000 n.C. beigesetzten Siedlers gerollt ist.  

Bisher ist die Namensgebung für den Vulkan noch nicht abgeschlossen. War anfangs vom Geldingadalsgós (Vulkan des Gedingadals) die Rede, stützt sich vor allem die ausländische Presse auf den Namen Fagradalsfjall (Schöner Berg). Es gibt aber auch Überlegungen dem Vulkan den Namen des nordischen Siedlers zu geben. Wir dürfen gespannt sein, wie viele Krater sich noch bilden und für welchen Namen sich entschieden wird. 

Was passierte in den letzten Wochen auf Reykjanes?

Die Halbinsel Reykjanes, wo sich auch die Blaue Lagune und der internationale Flughafen Keflavik befinden, entstand erst in den letzten 10.000 Jahren. Sie liegt über dem südwestlichen Ausläufer des Mittelatlantischen Rückens und auch über mehreren aktiven Vulkansystemen. Wenn ihr schon einmal auf Island wart, werdet ihr auf dem Weg vom Flughafen in die Hauptstadt Reykjavik an weiten Lavafeldern vorbeigekommen sein. Sie sind Zeitzeugen vergangener Vulkanaktivität in dieser Region. Die noch relativ jungen Lavafelder sind nur spärlich von einer dünnen Vegetationsschicht überzogen. Der letzte Ausbruch auf Reykjanes hat sich wohl um 1240 ereignet. Und das bedeutet in geologischer Sicht „hochaktives Vulkangebiet“.

Seit einiger Zeit wird stetige Unruhe in den Vulkansystemen auf Reykjanes beobachtet. Zuletzt hatte sich um den Berg Þórbjörn in 2020 die Erde ein paar Millimeter angehoben, was Magmaaktivität vermuten ließ. Nachdem sich diese wieder zurückgebildet hatte, das ist keine Seltenheit, ist die Region rund um den Berg Keilir seit Ende Februar Ort vieler größerer Erdbeben. Mit 1 Beben von der Stärke 4,1 oder höher in den letzten 30 Tagen, 12 Beben mit der Stärke zwischen 3,0 und 4,0 und ca. 3.700 kleinere Beben spürbare oder nicht spürbare Erdbeben in dieser Region, weisen die aktuellen Geschehnisse auf erhöhte Magmaaktivität hin. Vor dem ersten Vulkanausbruch kündigte sich dieser durch ein großes auf der ganzen Südseite der Insel spürbares Beben der Stärke 5,4 an. In den Wochen rund um den ersten Ausbruch hatten sich mehr als 30.000 kleine und große Beben ereignet. Bereits durch Messungen wurde im Vorfeld vermutet, dass sich zwischen den Bergen Keilir und Fagradalsfjall etwa in 800m - 2 km Tiefe Magma in einem Gesteinsgang befindet und dass die Lava in der Nähe des Fagradalsfjall in Form eines Spaltenausbruchs zu Tage kommen würde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten Recht behalten. Die vor dem Ausbruch andauernden schwächeren Erdbeben zeigten die Bewegung der Magma an, die Gesteinsbrocken zur Seite schiebt wodurch die Beben entstehen.

Da sich die Region nicht unter einem Gletscher befindet, ist es nicht zu der Art Asche-Explosion gekommen, die 2010, ausgehend von Ausbruch des subglazialen Vulkans Eyjafjallajökull die Flughäfen Europas lahm legte. Und selbst wenn Keflavik im Laufe des Ausbruchs geschlossen wird, gibt es im Land zwei weitere internationale Flughäfen, auf die ausgewichen werden kann. Auf einer Vulkaninsel wie Island ist der Katastrophenschutz auf jegliche Situationen vorbereitet. 

Keine Panik!

Da Island seit jeher für Vulkanologen besonders attraktiv ist, wird die vulkanische Aktivität stets und ständig beobachtet. Wir folgen der Geologin und Vulkanologin Helga Krístin Torfadóttir auf Instagram, die unaufgeregt erklärt was momentan auf der Insel passiert. Ebenfalls wichtige Geologen sind Ari Trausti Guðmundsson und Magnus Tumi Guðmundsson. Weitere Informationen zu Vulkanismus weltweit findet ihr hier und Vulkanismus speziell in Island auf der Wetterseite Islands.

Wir können uns vorstellen, dass sich einige Fragen für euch stellen. Meldet euch gerne bei uns über E-Mail, wenn ihr euch Gedanken macht, ob ihr (abgesehen von der Corona-Situation) nun auf Grund der vulkanischen Aktivität Reisen nach Island buchen solltet. Wir halten euch auf dem Laufenden über die Geschehnisse auf der Insel.

Gespannte Grüße, Euer contrastravel-Team!

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