20.12.2023

Wundersame Weihnachtszeit in Island

Straßenbild - Reykjavík Maria Sonnek
Schneereiche Straßen

Es ist mal wieder so weit: mit dem Weihnachtsfest steht für viele die schönste, aber auch stressigste Zeit des Jahres unmittelbar vor der Tür. Die Kinder arbeiten noch an ein paar Last-Minute-Wunschlisten, die Älteren freuen sich auf gemütliches Beisammensein mit der Familie. Wie die Feiertage auf Island ablaufen und wie sehr sich die Traditionen dort von unseren unterscheiden, haben wir hier noch einmal für euch zusammengetragen …

 

Góðan daginn liebe Nordland-Freunde, 

nur wenige Türchen im Adventskalender sind noch ungeöffnet, und so mancher Islandfan fragt sich natürlich, wie es zu dieser Zeit des Jahres auf der geliebten Vulkaninsel aussieht. Wie steht es dort mit den Geschenken? Werden sie vom rot-weißen Weihnachtsmann abgeliefert, so wie wir es aus den Coca-Cola-Werbespots kennen, oder kirchentreu vom Christkind - oder vielleicht spuckt die Erde die Päckchen ja auch zusammen mit etwas Lava aus? Und was kommt eigentlich an Heiligabend auf den Tisch? Wir haben für euch die wichtigsten Traditionen zusammengefasst …  

13 ungemütliche Gesellen

Früher bedeutete das Warten auf Weihnachten für die isländischen Kinder nur bedingt Spaß, denn ab dem 12. Dezember wurden die Familien überall im Land von 13 trickreichen Trollen heimgesucht. Die Jólasveinar, „Weihnachtskerle“, kommen einer nach dem anderen aus den Bergen hinunter und jeder versucht auf seine Weise, die Menschen zu ärgern oder zu bestehlen. Stekkjastaur macht den Anfang und versetzt die Schafe der Bauern auf der Suche nach Milch in Angst und Schrecken. Gleich am Tag darauf werden die Kühe von Giljagaur besucht, der auf ihre Milch - oder besser den Milchschaum - versessen ist. Am 14. Dezember ist es Zeit für Stúfur, den Knirps unter den Brüdern, die Bratpfannen nach knusprigen Resten zu durchsuchen, die er stibitzen kann. Auch die drei nächsten „Weihnachtsmänner“ sind wild auf Essensreste: Þvörusleikir leckt mit Vorliebe Kochlöffel und anderes Geschirr ab, Pottaskefill kratzt Kochtöpfe sauber, und Askasleikir wartet nur darauf, dass die Kinder etwas in ihren Essschalen und Näpfen zurücklassen, die er dann samt Inhalt mopst. Wirklich laut geht es mit Hurðaskellir weiter, der es liebt, mit den Türen zu knallen. Skyrgámur ist da ein vergleichbar ruhiger Geselle, der nur an der isländischen Spezialität Skyr interessiert ist. Am 20. Dezember ist Bjúgnakrækir an der Reihe, stets bereit, so viele Räucherwürste wie möglich zu stehlen. Am Tag darauf lugt Gluggagægir durch die Fenster und schneidet den Kindern scheußliche Grimassen. Gáttaþefur hat eine besonders lange Nase, mit der er an den Türschlitzen schnüffelt. Ihm folgt Ketkrókur, dessen Ziel es ist, den Braten und das Räucherfleisch für das Weihnachtsessen zu stehlen. Am 24. Dezember schließlich trifft Kertasníkir ein, der es auf Kerzen abgesehen hat und sie sich schnappt, wo er nur kann.

An Heiligabend ist der Spuk dann vorbei, und bis zum 6. Januar verlassen alle Jólasveinar die Menschen wieder, in derselben Reihenfolge wie zuvor. Den Rest des Jahres verbringen sie bei ihren Eltern, der furchteinflößenden Grýla und ihrem faulen Mann Leppalúði. Grýla ist dafür bekannt, unartige Kinder zum Weihnachtsfest zu verspeisen, und ihr monströses Haustier, die „Weihnachtskatze“ Jólakötturinn, frisst alle, die an Heiligabend keine neue Kleidung zum Anziehen haben. Mittlerweile sind die Jólasveinar etwas weniger gemein und lassen meist kleine Geschenke für die Kinder zurück, nachdem sie sie besucht haben, was sicher auf den Einfluss des Santa Claus zurückzuführen ist – in einigen Darstellungen tragen sie sogar rot-weiße Mäntel statt Lumpen oder mittelalterlicher Kleidung. Vielleicht haben aber auch einfach die Isländer und ihre Kinder nach so vielen gemeinsamen Festen voll Licht, leckerem Essen und Beisammensein auf die Weihnachtskerle abgefärbt ...

Festmahl unter importierten Tannen 

Wie in Deutschland auch sind Weihnachtsbäume beliebt auf Island. Wer allerdings nicht jahrelang im eigenen Garten päppeln und warten will, der kauft lieber eine Tanne vom Festland. Außerdem gibt es, ebenso wie in vielen Haushalten hierzulande, Weihnachtskränze, deren vier Kerzen eine nach der anderen an den Adventssonntagen angezündet werden. Am 23. Dezember, dem Tag der Þorláksmessa, haben die Geschäfte bis 22 Uhr, teilweise auch bis Mitternacht geöffnet. Perfekte Voraussetzungen, um noch letzte Geschenke zu kaufen, sich mit Freunden zu treffen oder einfach die Einkaufsstraßen entlangzubummeln. Auch gefeiert wird an diesem Tag, die Bars haben wie üblich geöffnet. Am Abend gibt es meist Fisch, besonders beliebt ist dabei kæst skata, der „Gammelrochen“, ein stark riechendes und gewöhnungsbedürftiges Gericht. 

Und dann ist es endlich soweit: der Aðfangadagskvöld, der Heilige Abend, steht vor der Tür. Tagsüber gibt es die verschiedensten Traditionen, aber die meisten Familien in Island richten gegen 18 Uhr ein Weihnachtsessen aus. Traditionell kommt dabei Hangikjöt, „Hängefleisch“ auf den Tisch, geräuchertes, salziges Lammfleisch, das mit Laufabrauð, Rotkohl, Erbsen und anderen Beilagen verspeist wird. Auch beliebt sind Hamborgarhryggur – ein salziger Schweinebraten mit süßer Glasur und Coca-Cola-Soße und karamellisierten Kartoffeln – oder Wild wie Rentiere und Schneehühner. Rentiere gibt es allerdings nur im Osten Islands, und die Zahl der Schneehühner, die gejagt werden dürfen, ist begrenzt. Neben diesen Dauerbrennern gibt es natürlich auch andere Gerichte, die sich verbreiten, wie zum Beispiel Truthahn, Gans oder Langusten oder fleischlose Kreationen.

Nach dem Essen ist Bescherung, die Kirchgänger unter den Isländern besuchen dann noch die Mitternachtsmesse. Die nächsten beiden Tage (Jóladagurinn und Annar í jólum) gehören der Familie. Denn wie auch immer jeder individuell Weihnachten feiert – am Wichtigsten ist es, Zeit mit geliebten Menschen zu verbringen. 

So wünschen auch wir, das contrastravel-Team, euch allen schöne Feiertage, viel Zeit mit Freunden und Familie und natürlich ein leckeres Weihnachtsessen!

Bei euch soll eine Islandreise unter dem Weihnachtsbaum liegen oder ihr plant schon sehnsüchtig, die Heimat der Jólasveinar individuell oder mit zusammen anderen Islandfans zu entdecken? Wir freuen uns auf eure Nachrichten und Reiseideen!

In diesem Sinne gleðilegt jól liebe Nordland-Freunde, Euer contrastravel-Team

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Kommentare

13.12.2021, 21:09

Eine spannende Geschichte von den „bösen“Kerlen. Gibt es ein Buch in dem das als Geschichte steht? Freundliche Grüße Sabine Ebi

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